Erstmals fand im Rahmen des ISDE12 ein Youth Forum statt. Die Ziele dahinter hat Herr Professor Strobl von der Uni Salzburg bereits im Februar 2021 in einem Interview verraten. Ob sich diese erfüllt haben und welche Perspektiven das zeitgleiche GI_Forum Education aufführte, liest Du nun hier.
Im Juli dieses Jahres fand in Salzburg, die alljährliche GI_Week statt. Organisiert vom Interfakultären Fachbereich Geoinformatik Z_GIS der Universität Salzburg, teilte sich die Konferenz dieses Jahr in drei Schwerpunkte:
- das International Symposium on Digital Earth (ISDE12)
- das GI_Forum
- die AGIT
Besonders im Fokus für Lernende und Lehrende standen das Youth Forum des ISDE12 und die Education Sessions des GI_Forums.
Youth Forum des ISDE12
Das ISDE findet alle zwei Jahre in einem anderen Land statt, dieses Jahr bei unseren Nachbarn in Österreich. Ausgehend von der International Society for Digital Earth verfolgt sie das Ziel, Personen aus der Wissenschaft aber auch Entscheidungsträger*innen zusammenzuführen. So soll sie im Sinne der Sustainable Development Goals (SDGs) dazu beitragen und anregen, Daten und Informationen digital zu bündeln und durch ihre Hilfe Lösungen für eine bessere Zukunft zu entwickeln. Die Ideen und Anliegen junger Menschen dabei einzubinden, spielt eine ganz besondere Rolle. Letztlich soll so durch ein kollektives Zusammenarbeiten, Vernetzen und Miteinander ein Beitrag zur Erreichung der SDGs gemacht werden.
Education-Sessions des GI_Forums
Das GI Forum ist die englischsprachige Komponente der AGIT. Als solche bietet sie einen Einblick in die aktuelle Forschung und Projekte im Bereich Geoinformatik, u. a. auch im Education-Bereich. Im Jahr 2021 drehte sich alles um Geomedia Education Environments und Konzepte, u. a. mit einer Keynote von Uwe Schulze (Goethe Universität Frankfurt, Deutschland) zum Thema „Geospatial Technologies and Education – Facing the Digital Condition“. Weitere Highlights waren Panel Discussions zu den Themen „Digital Geographies ahead“ und „Digital Geographies meets Digital Earth” mit u. a. Karl Donert, Francis Harvey, Monica Stephens uvm. zu Gast.
Was können wir nun mitnehmen von diesen Konferenzen und was können wir daraus lernen? Wir haben nachgefragt und Stephanie Tumampos (Youth Forum ISDE12 Organisation-Team) und Robert Vogler (GI Forum Organisation-Team) zu einem kurzen Interview eingeladen. Sie erzählen uns von den Themen, worüber diskutiert wurde und was die take-home-messages waren:
Interview mit Stephanie zum ISDE12 Youth Forum*
Stephanie, Du hast das ISDE12 Youth Forum mitorganisiert. Wie würdest du die Ziele und Intentionen dieses Forums beschreiben?
Stephanie: Die Ziele des ISDE12 Youth Forums sind: Menschen inspirieren, sie miteinbinden und „empowerment“. Inspirieren, weil wir vor allem jungen Menschen eine Möglichkeit bieten wollen ihre Anliegen äußern zu können, tätig zu werden und dabei auch gehört zu werden. Wir möchten ihre Neugierde dafür wecken selbst Lösungsstrategien zu entwickeln, die uns ein Stück näher an die UN Sustainable Development Goals heranführen. Miteinbinden, weil wir die junge Digital Earth Community anregen möchten, in Kommunikation miteinander zu treten, sich zu vernetzten und sich über Landesgrenzen hinweg zusammenzutun und gemeinsam an Lösungsansätzen zu arbeiten. Letztlich, „empowerment“, weil wir die jungen Menschen als Katalysator sehen für Veränderung. Sie sollen aktiv in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, insbesondere in den Bereichen EO (earth observation) und Digital Earth.
Was würdest Du sagen sind die Key Messages aus den Sessions des ISDE12 Youth Forums?
Stephanie: Es gab viele take-home-messages während des Events. Als erstes die Notwendigkeit der Inklusion – nicht nur im soziologischen Sinne, sondern auch im technischen Sinne. Der Bedarf richtet sich klar an Stakeholder, welche Digital Earth Apps in einer Art und Weise zur Verfügung stellen sollen, dass sie zugänglich, geeignet und entsprechend anwendbar sind. Zweitens sind es die Ideen und Initiativen, die wir auf der ganzen Welt finden, insbesondere jene von der jungen Generation der Digital Earth Wissenschaftler*innen. Diese Ideen müssen hervorgehoben werden und es muss ihnen Beachtung geschenkt werden. Drittens gab es viele Möglichkeiten für jene Leute, die sich dafür interessieren ein Teil der Digital Earth Community zu werden, aktiv zu werden. Das Wichtigste dabei ist es immer neugierig zu bleiben und aktiv zu sein.
Das Youth Forum stellt sich aus mehreren Sessions zusammen. Um was ging es darin und wer waren die Beteiligten?
Stephanie: Das Youth Forum fand heuer zum ersten Mal statt, weshalb es uns als Organisatoren umso mehr freut, dass die Vortragenden aus elf verschiedenen Organisationen und Institutionen aus der ganzen Welt stammen und hier zusammengekommen sind, um ihre Projekte, Einblicke aber auch Erfolge mit der Community zu teilen. Wir hatten dabei Vorträge und Diskussionen zu folgenden Themen:
- Anwendung von EO data im indigenen Sektor durch die GEO Indigenous Alliance
- Mapping-Initiativen durch das African Youth Advisory Board für Disaster Risk Reducation, als auch GeoHazard Risk Mapping, sowie Community Mappers
- Möglichkeiten im Higher Education Bereich durch Erfahrungsberichte des „sandwich exchange programs“ zwischen der Najing Normal Universität (CN) und der Universität Salzburg (Ö), als auch von Studierenden des Copernicus Masters „Digital Earth“
- Gender Diversity im geospatial Bereich durch die Inspiring Girls Expedition
- Technologie-basierter Klimaschutz durch GeoCitizen
- Einbindung von Bürger*innen seitens des Covid-19 Impression-Teams
- Förderung von Lernen zur Partizipation durch das Earth Sciences, Economics und Sustainablity Bachelor-Programm der Vrije Universität Amsterdam (NL)
- Campusinitiativen des PLUS Green Campus, Scientists4Future, und der Maptime-Gruppe der Universität Salzburg.
Was sind die nächsten Schritte bzw. die „lessons learned“ des ISDE12 Youth Forums?
Stephanie: Ich denke, der nächste Schritt ist, dass wir das Youth Forum als permanentes Event des ISDE integrieren. Meiner Meinung nach ist es eine großartige Plattform für junge Menschen und Vertreter*innen verschiedenster Gruppen, um dort ihre Ideen einer diversen Gruppe zu präsentieren, zusammenzukommen, zu interagieren und gemeinsam zu handeln, um brennende Themen im Bereich Digital Earth anzugehen. Ich glaube auch, dass viel mehr Initiativen bis zum nächsten Youth Forum gesammelt werden können, welche helfen können, junge Leute – digital earth individuals – aber auch Stakeholder, Institutionen und Organisationen einzubinden. Das wichtigste ist, durch das ISDE Youth Forum für jungen Menschen und angehenden Wissenschaftler*innen eine Plattform zu schaffen, in der sie gemeinsam eine bessere Zukunft durch Digital Earth kreieren können.
Interview mit Robert zu GI_Forum Education
Robert, was ist die GI_Forum Education Schiene und was sind ihre Ziele?
Robert: Seit inzwischen über einem Jahrzehnt organisieren wir jährlich im Rahmen des GI_Forum diese Schiene, die speziell das Thema „Lernen mit Geoinformation“ adressiert. Kern dieses Tracks ist die Auseinandersetzung damit, wie Geomedien Lernprozesse und -umgebungen v. a. in der Schule unterstützen können. Sowohl in der Wissenschaft als auch was Technologie und (online) Software angeht, entwickeln sich ständig neue Möglichkeiten, sodass wir hier ein internationales Austauschforum bieten wollen für alle, die sich mit Geomedien im Bildungsbereich beschäftigen.
Die GI_Forum Education Schiene hat auch 2021 viele Sessions umfasst, kannst Du uns einen kurzen Überblick über die Inhalte und die Vortragenden geben?
Robert: 2021 war, wie 2020 auch, natürlich insofern besonders, dass das GI_Forum ausschließlich online stattfand. Dennoch haben wir wieder eine stimmige Education Schiene präsentieren können mit Sessions zu konkreten Lernumgebungsimplementierungen oder konzeptionellen Ansätzen für Geomedienbildung. Ganz besonders danken möchte ich 2021 Uwe Schulze (Universität Frankfurt), der nicht nur unser diesjähriger Keynote-Speaker war, sondern auch ein hochinteressantes Forum „Digital Geographies ahead“ mitorganisiert hat.
Was waren für Dich die Key Messages der diesjährigen GI_Forum Education Sessions?
Robert: Das ist im Grunde genommen wenig überraschend: Wir werden uns auch (und v. a.) im Bildungsbereich zunehmend mit Digitalität auseinandersetzen müssen. Durch ihren Plattformcharakter und ihre Schlüsselrolle bei der Verknüpfung der physischen Welt mit ihrer digitalen Sphäre über den Locationbezug spielen Geomedien hier eine ganz zentrale Schlüsselrolle – Tendenz steigend!
Was sind die „next steps“ die wir aus den GI Forum Education Sessions für die Zukunft mitnehmen?
Robert: Auch hier müssen wir wieder in Richtung Digitalität denken, denn es ist eine Sache, sich mit den Potenzialen und Herausforderungen auseinanderzusetzen. Eine andere Sache sind konkrete Konzepte und Anwendungsszenarien für die Schule. Die „Geomedia Education Community“ ist da zwar seit Jahren dran und Ansätze entwickeln sich ständig weiter, aber hier haben wir in den nächsten Jahren noch viel Arbeit vor uns. Sich über genau diese international auszutauschen und zu vernetzen – dafür wird die Education Schiene des GI_Forum auch in den nächsten Jahren jährlich eine Bühne liefern.
Vielen Dank an Stephanie und Robert für das Interview und die Einblicke in das Youth Forum der ISDE12 und die Education-Schiene der GI_Week. Wir bleiben gespannt auf die Entwicklungen der nächsten Jahre und freuen uns auf weiteren Input und spannende Ideen bei den nächsten Konferenzen.
ISDE13: Athen, 11. – 14. Juli2023
GI Forum: Salzburg, 4. – 8 Juli 2022
* aus dem Englischen übersetzt von Katharina Wöhs
Über die Autorin Katharina Wöhs:
Nachdem ich als Studentin die Konferenz bereits mehrfach besucht habe, durfte ich dieses Jahr als Studienassistentin (dt. = Hiwi) bei der Organisation der GI_Week 2021 am Z_GIS in Salzburg mithelfen.
Nun freut es mich, die Einblicke mit der Esri DECH-Community teilen zu dürfen, insbesondere auch deshalb, da ich gerade als Praktikantin am Standort Kranzberg tätig bin und ich den internationalen Austausch besonders wertschätze.