Seit 10 Jahren wirken Mitarbeiter von Esri und der Nationalparkverwaltung für das Schleswig-Holsteinische Wattenmeer bei der Gestaltung des Sommercamps im Weltkulturerbegebiet zusammen. Das SH-Wattenmeer erhielt 2009 diese Auszeichnung. Die Dokumentation des Umweltzustandes und die Überwachung von Veränderungen ist eine der zentralen Aufgaben der Schutzgebietsverwaltung.
Die Esri Sommercamps werden im Nationalpark Wattenmeer in Kooperation vom Fachbereich für Planung und Umweltbeobachtung betreut. Zeit und Aufwand für das Sommercamp können die beteiligten Wissenschaftler nur investieren, wenn die erarbeiteten Resultate dann auch weiter genutzt werden können. Für die beteiligten Schüler bedeutet das: Eintauchen in die reale Monitoring-Arbeit und weg von der gewohnt strukturierten schulischen Umgebung.
Es bedeutet auch, in direkten Kontakt mit der Natur zu treten. Für Viele – Schüler aber auch Lehrkräfte – wird dies besonders spürbar, wenn der Zeittakt nicht durch Schulstunden, Mahlzeiten oder andere menschgemachte Abläufe, sondern vor allem durch die Tide aber auch Wind und Wetter gesetzt wird. Für manch Schülerin oder Schüler wird es zur Herausforderung, wenn das Bein plötzlich im Schlick einsackt, in dem nur zu offensichtlich auch Muscheln und Würmer hausen.
Kartiert wird bei den Camps der Wattboden. Es geht darum, Deckung und Verteilung von Sedimenten und Arten aufzunehmen. Es geht um Ergänzungen für Programme zur Erfassung der Seegraswiesen oder darum, Daten zur Verifizierung von Satellitenbildauswertungen zu gewinnen.
Die Sommercamps eröffnen für den Nationalpark die Möglichkeit, Felduntersuchungen mit vielen Gruppen parallel zu betreiben und dabei auch neue Methoden zu erproben. Sie liefern punktuell wichtige Vergleichsdaten, die für die Einschätzung von Fehlergrößen bei den Aufnahmeverfahren herangezogen werden. Aus den Feldprotokollen und GPS-Daten werden mit den GIS-Werkzeugen Karten erstellt. Und da die Camps bereits über einige Jahre laufen, ergeben sich auch Vergleichsmöglichkeiten mit vorherigen Aufnahmen und den auf sie aufbauenden Auswertungen. So konnte in den zurückliegenden Sommercamps beispielsweise ein Zuwachs des Vorlandes in St. Peter Böhl nachgewiesen werden.
Den Schwerpunkt der Camp-Aktivitäten 2016 bildeten Transsekten-Aufnahmen im Watt vor der Insel Föhr. Bei diesen Aufnahmen werden auf Erkundungslinien – Transsekten – in regelmäßigen Abständen Probeflächen hinsichtlich des Sedimenttyps sowie des Bewuchses mit Seegras und Algen untersucht. Jede Aufnahmefläche wird über einen Satellitenempfänger mit ihrer Positions-Koordinate versehen, so dass sich der kartierte Ort exakt in Luft- oder Satellitenbildern dieser Region wiederfinden lässt. So liefern die von den Camplern im Watt erhobenen Daten aktuelle Vergleichswerte für Satellitenbildanalysen, z.B. zur Entwicklung der Seegrasbestände.
Und natürlich gibt es Vorträge, bei denen der Sinn und die Notwendigkeit des Schutzes des Welterbes vermittelt wird. Sowie Exkursionen, bei denen der Nationalpark und die Region entdeckt werden, ihre Geschichte und ihre Besonderheiten zu erfahren sind. Dabei geht es dann auch um Marsch und Geest, Köge und Deich, denn der Landesbetrieb für Küsten-, Meeresschutz und Nationalpark Schleswig-Holstein ist auch zuständig für die Landesdeiche und den Schutz der Menschen – vor den Fluten.
Jörn Kohlus – Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer