Wo lohnt sich ein Investment? Welches Mietobjekt ist attraktiv? Und: Entspricht eine Immobilie den Bedürfnissen des Personals? Auf der Suche nach Büro-, Einzelhandels- oder Logistikflächen setzt der Immobilienberater Colliers GIS-Expert*innen ein. Im Interview erzählt Janette Pludra, Senior Consultant für den Bereich Research & GIS, wie sie in der Immobilienwelt landete.
Janette, Du hast Geoinformationsmanagement in Karlsruhe studiert, heute arbeitest Du beim Immobilienunternehmen Colliers. Wusstest Du schon während Deines Studiums, wo die berufliche Reise hingeht?
Während des Studiums wusste ich relativ schnell, dass ich meine berufliche Zukunft definitiv eher im Bereich der Wirtschaftsgeographie und nicht in der physischen Geographie sehe. Daher habe ich mich auch auf die Vertiefungsrichtung Geomarketing konzentriert und konnte somit auch das weite Berufsfeld in diesem Bereich kennenlernen. Da mir räumliche Analysen wie beispielsweise Potentialanalysen, Standortanalysen oder Expansionsplanungen im Studium besonders viel Spaß gemacht haben, hat es mich natürlich sehr gefreut, dass es nach dem Studium bei einem Immobilienberater mit einer Arbeitsstelle geklappt hat.
Janette Pludra ist Senior Consultant für den Bereich Research & GIS beim Immobilienunternehmen Colliers. Fragen zu Standortbewertung oder Expansionsplanung beantwortet sie auf Basis räumlicher Analysen mit GIS.
Ist Dir der Übergang zwischen Studium und Beruf leichtgefallen?
Gegen Ende des Studiums konnte ich es kaum erwarten, in der Praxis mit GIS zu arbeiten. Durch Praxissemester und Nebenjobs wusste ich schon grob, was auf mich im Arbeitsalltag zukommen könnte. Dennoch war die Immobilienbranche eine neue Welt für mich. Ich musste mich zunächst mal in verschiedene Themenbereiche einarbeiten. Beispielsweise lag im Studium der Fokus eher im Bereich Einzelhandel und im Arbeitsalltag bei Colliers spielen die Assetklassen Büro, Industrie und Logistik, Hotel und Residential ebenfalls eine sehr große Rolle.
Was also den Arbeitsalltag angeht, ist mir der Übergang zwischen Studium und Beruf relativ leichtgefallen. Allerdings war die Einarbeitung in die Immobilienwelt durchaus herausfordernd.
Als GIS Consultant unterstützt Du die Immobilienberatung von Colliers. GIS und Immobilien – wie passt das eigentlich zusammen?
In der Immobilienberatung kann GIS in verschiedenen Bereichen helfen: Bei Colliers unterstützt GIS vor allem im Vermietungs- und Investmentgeschäft.
Im Vermietungsgeschäft beraten wir Unternehmen bei der Anmietung von neuen Flächen – seien es Büro-, Einzelhandels- oder Logistikflächen. Dabei spielt die Lage eine wichtige Rolle – und da kommt dann das Thema GIS ins Spiel: In Mikrokarten bereiten wir beispielsweise die Lage der Immobile auf und stellen dar, wie die PKW-und ÖPNV-Anbindung aussieht und wie es um die Nahversorgung im Umfeld steht. Stehen ein paar Optionen zur Auswahl, analysieren wir in Mitarbeiter-Fahrzeitanalysen, welche Option für die Mitarbeiter am besten mit dem PKW und dem ÖPNV zu erreichen sind. Im Investmentgeschäft beraten wir Investoren im Ver- und Ankauf von Immobilien. Auch hier spielt die Lage eine entscheidende Rolle und ist ein wichtiger Indikator für den Preis der Immobilie.
Das heißt: Räumliche Analysen bilden eine Entscheidungsgrundlage bei Investmentfragen?
Ja, auf jeden Fall. Beispielsweise wird in klassischen Mikro- und Makroanalysen die Lage herausgearbeitet und die Entwicklung der Mieten, des Leerstandes und des Flächenumsatzes im Mikromarkt analysiert.
Bei Einzelhandels-Objekten wie beispielsweise Supermärkten oder Fachmarktzentren betrachten wir auch das Einzugsgebiet inklusive der sozioökonomischen Parameter, zum Beispiel die Anzahl erreichbarer Einwohner oder die Bevölkerungsprognose und Kaufkraft. Zusätzlich ist bei dieser Assetklasse auch eine Konkurrenzanalyse wesentlich, um die Zukunftsfähigkeit der Immobilie in vollem Ausmaß beurteilen zu können.
Wie genau bringst Du Deine GIS-Expertise in das Investmentgeschäft ein? Und welche Tools nutzt Du dabei?
Ich bringe meine GIS-Expertise in das Investmentgeschäft ein, indem ich die oben genannten Punkte in Karten, interaktiven Webmaps, StoryMaps, Dashboards oder Animationen darstelle und aufbereite. Neben klassischen Karten, die ich mit der ArcGIS erstelle, spielen interaktive Darstellungs- und Analysemöglichkeiten eine immer wichtigere Rolle und ersetzen immer mehr die klassisch gedruckte Karte. Informationen lassen sich so einfach spannender und zeitgemäßer vermitteln.
Hast Du ein Beispiel?
Bei einem Pitch um ein Verkaufsmandat oder auch bei der Investorensuche kann ein interaktives Dashboard räumliche Informationen der Analysen darstellen und die umfassenden Kenntnisse, die wir Immobilienbereich besitzen, auf eine ansprechende und interaktive Weise präsentieren: Neben dem ÖPNV und der Nahversorgung lassen sich auch der Mikromarkt, Vergleichstransaktionen, Konkurrenzobjekte, der aktuelle Leerstand oder ansässige Unternehmen im Umfeld darstellen und, je nach dem wie sich das Gespräch mit den Kunden entwickelt, können dementsprechend die jeweiligen Informationen ein- oder ausgeblendet werden und die Makler noch besser auf ihre Kunden eingehen.
Interaktiven Karten und smarte Maps sorgen also für eine zielgruppengerechtere Kundenkommunikation?
Genau. Im Bereich Bürovermietung sind zum Beispiel Storymaps eine sehr gute Möglichkeit, Standortoptionen für Kunden ansprechend darzustellen . Durch die interaktiven Karten in der StoryMap können sich Kunden einen guten Überblick über die Lage verschaffen: Durch das Hineinzoomen oder Verschieben von Kartenausschnitten beschäftigen sich Kunden intensiver mit der Lage und können diese auch besser einordnen und auf ihre Bedürfnisse hin beurteilen. Die Beurteilung wird durch weitere Informationen zum Objekt in der Map ergänzt, zum Beispiel zum Mietpreis, der verfügbaren Fläche oder durch aussagekräftige Fotos.
Aus Unternehmenssicht: Welche Faktoren sind denn für die Wahl der richtigen Bürofläche entscheidend?
Vor allem Lage und Anbindung. Bevorzugt wird häufig eine „hippe“ Lage, bei der aber auch die Parameter Mietpreis, verfügbare Fläche, die vertraglich geregelte Laufzeit und die Nähe zur Konkurrenz oder zum Kunden stimmen müssen.
Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt eine immer zentralere Rolle: Beispielsweise soll die Bürofläche auch gut mit dem Fahrrad zu erreichen sein. Elektrotrankstellen sind ebenfalls einen Pluspunkt. Außerdem sollen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohlfühlen. Damit das der Fall ist, braucht es zum Beispiel ansprechende Nahversorgungsoptionen wie Restaurants oder Kantinen.
Corona hat die Debatte über das Konzept ‚Arbeitsort‘ weiter vorangetrieben. Einige Unternehmen hatten schon vor der Pandemie weniger Plätze als Mitarbeitende. Nach Corona könnte mobiles Arbeiten ein wichtiger Attraktivitätsfaktor für Arbeitnehmer*innen werden. Wie geht Colliers mit dieser Entwicklung um?
Genau für dieses Themengebiet sind die Kolleginnen und Kollegen aus dem Team Architecture & Workplace Consulting behilflich. Dort werden individuelle Bürokonzepte erstellt, die die Bedürfnisse des Kunden und die Gegebenheiten der Bürofläche vereinbaren. Die aktuelle Entwicklung vom traditionellem Einzelraum-Grundriss über Open Space hin zu Activity Based Working mit Free Seating schafft eine neue produktive Arbeitswelt und bietet auf weniger Fläche mehr Arbeitsplätze. Gerade weil der Wunsch nach nachhaltigen Arbeitsorten an Bedeutung wächst, ist Beratung ein sehr wichtiger Bestandteil bei Colliers.
Tipp: Du möchtest mehr über Karrieremöglichkeiten mit GIS erfahren, hier findest Du weitere Beiträge der Serie #KarriereMitGIS