Coole Leute, spannende Aufgaben, tolle Atmosphäre und mit etwas Glück sogar noch die eine oder andere Dienstreise: Sechs Wochen Praktikum bei Esri vergingen wie im Flug. Lest meinen Bericht über Bewerbung, Jobinhalte und Highlights inklusive Key Take-aways für die Eiligen unter euch.
von Friederike Ulandowski, studiert Geographie (B.Sc.)
1. Bewerbung / Auswahlprozess / Vorbereitung: Plötzlich geht es schnell.
Key Take-aways:
- Ergreift die Initiative! Interessiert euch eine Firma, versucht es einfach, auch wenn ihr nicht wisst, ob sie Praktika anbietet.
- Fragt ruhig nach, wenn ihr keine Rückmeldung bekommt. Oder fragt mehrmals nach.
- Bereitet euch auf das Bewerbungsgespräch vor! Ein paar Stichpunkte, warum ihr in diese Firma wollt, warum sie euch nehmen sollten und ein paar konkrete Erwartungen an das Praktikum notieren.
An einem Sonntagnachmittag Mitte November 2019 saß ich in Nanaimo, Kanada, wo ich gerade mein Auslandssemester machte, herum und googelte vor mich hin: Mögliche Masterstudiengänge, interessante Themenfelder in der Geographie, schöne Universitätsstädte… Im Hinterkopf hatte ich auch immer den Gedanken, dass ich mich langsam wirklich mal kümmern müsste, wenn ich in den kommenden Semesterferien mein Praktikum durchführen wollte. Aber wo?
Also machte ich einen Faktencheck: Ich mochte meinen kanadischen GIS-Kurs, fand Stadtplanung etwas langweilig und kannte mich mit Physischer Geographie nicht so gut aus, wie ich es mir wünschte. Der Faktencheck war etwas ernüchternd, aber mit GIS hatte ich einen guten Anhaltspunkt.
„Esri ermuntert Studierende, sich für ein Praktikum zu bewerben.“
Friederike Ulandowski
Und wer ist die Firma hinter den GIS-Programmen, die ich aus der Uni kannte? Richtig, Esri. Eher aus Neugier durchsuchte ich die Esri Webseite, war beeindruckt vom Layout und fand sogar eine Anzeige, die Interessierte dazu ermunterte, sich für ihr Pflichtpraktikum zu bewerben. Eine Woche und ein paar Mails später schickte ich meine Bewerbung ab, voller ungläubiger Hoffnung, dass das so schnell ging.
Nach weiteren drei Wochen kamen Zweifel auf, da ich noch keine Antwort erhalten hatte. Von Kanada aus konnte ich nicht anrufen. Also musste ich warten, bis ich Mitte Dezember wieder in Deutschland war. Dann rief ich an und bekam mitgeteilt, dass meine Kontaktperson nicht mehr im Unternehmen tätig war. Ich hätte mich beworben? Das müsse man prüfen, über die Feiertage sei es allerdings schwierig. Man würde sich aber bei mir melden. Die Feiertage vergingen, es wurde Mitte Januar. Ich rief noch mehrmals an und bekam große Zweifel, ob ein Praktikumsstart im Februar überhaupt noch realistisch war.
Ende Januar schließlich bekam ich einen Anruf: Mein Bewerbungsgespräch! Ich war etwas nervös, griff nach meinen zwei Seiten mit vorbereitenden Stichpunkten für das Gespräch und huschte von der Bibliothek durch den Nieselregen rüber in die Mensa, um in Ruhe zu telefonieren. Nach dem Telefonat war ich super erleichtert, froh und ein wenig stolz. Ich hatte ein Praktikum bei Esri!
2. Der erste Tag: Die Technik im Showroom / ArcGIS Online
Key Take-aways:
- Auch bei Esri funktioniert Technik mal nicht – das ist beruhigend.
- Erwartet nicht allzu viel von eurem ersten Praktikumstag. Ankommen, gewöhnen, versuchen, sich die Namen zu merken, viel Neues.
An einem Februarmorgen fuhr ich zum ersten Mal zu meiner neuen Arbeitsstelle für die nächsten sechs Wochen. Esri hat mehrere Niederlassungen in Deutschland und zwei in der Schweiz, der Hauptsitz befindet sich in Kranzberg bei München. Ich wurde nach Berlin eingeteilt, da dort die Leiterin des Education Teams und neben mir noch ein anderer Student arbeiten.
Die Begrüßung war unglaublich freundlich und viel herzlicher, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich wurde durchs Büro geführt, den anderen Mitarbeiter*innen vorgestellt, und ich bekam einen eigenen Schlüssel. Bei Esri duzt man sich untereinander, auch seine Vorgesetzten. Das ist nicht ungewöhnlich, war aber ungewohnt für mich. Ich brauchte eine Weile, bis ich das wirklich verinnerlicht hatte.
„Die Atmosphäre bei Esri ist super entspannt, da man sogar seine Vorgesetzten duzt.“
Friederike Ulandowski
Am ersten Tag passierte nicht viel. Wir richteten meine Technik ein und guckten uns den Showroom an. Das ist ein großer, separater Raum, in dem einem Publikum Inhalte auf zwei großen Leinwänden präsentiert werden. Gesteuert wird die Präsentation über den Touch-Bildschirm eines großen ovalen Tisches in der Mitte des Raums. An sich alles ganz cool, gerade die Touch-Funktion und die gemütlichen, halbkreisförmig angeordneten Sitzränge, der gute Sound und die großen Leinwände…Aber die Technik funktionierte nicht so, wie sie sollte. Es gab erhebliche Startprobleme, bis alles lief, wie es gedacht war. Irgendwie beruhigend, dass sogar Esri sowas passiert. 😉 Ein Werkstudent, der GIS im Bachelor studiert, gab mir am Nachmittag eine kleine Einführung in ArcGIS Online (AGOL). AGOL war für mich komplettes Neuland, ist aber cool.
Die Vorteile liegen auf der Hand: AGOL ist vergleichsweise intuitiv, und die Lizenzen sind nicht an Hardware gebunden. Zugang hat man über einen eigenen Nutzernamen und Passwort. Das Ganze ist für Lehrkräfte und Schulklassen ab der 6. Klassenstufe kostenfrei.
Zugang zum kostenfreien ArcGIS Schulaccount
3. Die ersten zwei Wochen: ArcGIS Pro / Stolpersteine in Berlin / Ausflug nach Hamburg
Key Take-aways:
- Bevor sich eine Routine im Praktikum einstellt, kann es schon mal zwei Wochen dauern. Lasst euch davon nicht verunsichern.
- Es ist okay, wenn mal eine Aufgabe nicht funktioniert. Und es ist normal, dass ihr euch manchmal überfordert fühlt. Traut euch, eure Vorgesetzten und andere Mitarbeiter*innen um Hilfe zu bitten.
Das Büro teilte ich mit meiner Praktikumsbetreuerin und dem Werksstudenten. Ich war im Team Program Management und arbeitete vor allem im Bereich Schulen mit. In den ersten zwei Wochen beschäftigte ich mich recht viel mit ArcGIS online und ArcGIS Pro. Da ich beide Anwendungen noch nicht kannte, schaute ich Tutorials und verbrachte Zeit mit Rumprobieren. Ich war begeistert, dass alles besser funktionierte als bei ArcMap, welches ich aus der Uni kannte und welches ein recht anstrengendes Programm sein kann.
ArcGIS Pro ist seit mehreren Jahren auf dem Markt, es funktioniert ganz ähnlich wie ArcMap und ist auch als eine Art Nachfolger und Ablöse gedacht. Es hat ein schöneres Design, es ist schneller, nutzerfreundlicher und sehr viel übersichtlicher bzw. besser sortiert. Wirklich ein cooles Programm!
Eine meiner ersten Aufgabe war es, Stolpersteine in Berlin auf einer Karte darzustellen. Stolpersteine sind kleine Gedenksteine an Opfer des Holocausts, die in den Gehweg vor einem Haus eingelassen sind, das die letzte freiwillige Wohn- oder Arbeitsstätte eines Holocaust-Opfers markiert. Die Adressen, an denen solche Stolpersteine liegen, kann man sich für Berlin aus dem Internet herunterladen. Die Attributdaten umfassen den vollständigen Namen einer Person, ihr Geburtsjahr und ggf. das Deportations- oder Todesdatum sowie den Stadtteil oder Bezirk, in dem der Stolperstein liegt.
Ich versuchte, die Daten in ArcGIS Pro so zu bearbeiten, dass sich in meiner Karte beim Klick auf einen Stadtteil von Berlin ein PopUp-Fenster öffnet. Da manchmal mehrere Stolpersteine vor dem selben Haus liegen, sollte das PopUp-Fenster sowohl die Anzahl der Stolpersteine in diesem Stadtteil als auch die Anzahl der Adressen anzeigen, an denen Stolpersteine liegen. Dazu musste ich die Daten zuerst geocodieren und mich anschließend an den Analysefunktionen des Programms probieren. Geocodieren ist ein Prozess, wo das GIS anhand der Adressangabe eines Ortes dessen Koordinaten ermitteln und ihn dadurch auf der Karte platzieren kann. Ein GIS kann nämlich nur mit Koordinaten arbeiten.
Natürlich klappte nicht alles reibungslos und einiges habe ich auch gar nicht hinbekommen. Das war zwar frustrierend, gelernt habe ich aber trotzdem viel.
Das Highlight in meiner zweiten Woche bei Esri war der Schulbesuch in Hamburg gemeinsam mit meiner Praktikumsbetreuerin. Eine Schulklasse hatte nämlich im Geographie- und Informatikunterricht ein Projekt zur Schulwegsicherheit durchgeführt und dafür ArcGIS-Anwendungen genutzt, um beispielsweise Mitschüler*innen zu befragen und Gefahrenstellen im Umfeld der Schule auf einer Karte darzustellen. Dieses Projekt sollten sie zwei Wochen später auf der deutschlandweiten Esri-User-Konferenz vor 2000 Leuten präsentieren. Zur Vorbereitung dieser Präsentation trafen wir uns mit den involvierten Schüler*innen und Lehrern in Hamburg.
4. Dritte Woche: Drei Tage Augsburg
Key Take-away:
- Ich bin zusammen mit dem Werksstudenten auf die Schulgeographentage nach Augsburg gefahren. So viele Angebote, Vorträge und Workshops, das war eine sehr angenehme Abwechslung zum Praktikumsalltag.
Diese Woche standen die Schulgeographentage Bayern in Augsburg auf dem Programm. In der Vorwoche hatten der Werkstudent und ich vom „Travel Team“ der Firma Hotelübernachtungen für diese Dienstreise buchen lassen Ich fand es beeindruckend, wie viel Geld Esri für unsere Dienstreise ausgab. Das fühlte sich schon cool an. 😉
„Ein Highlight: Wir vertraten Esri an den Schulgeographentagen Bayern.“
Friederike Ulandowski
Die Freude wurde nur ganz leicht von der Tatsache gedämpft, dass die ersten Infektionszahlen von Covid-19 das Land in Aufregung versetzten und Desinfektionsmittel in vielen Läden ausverkauft war. Noch war es aber kein großes Thema, weder in der Firma, noch beim Zugfahren. Unsere zwei Tage in der Stadt verbrachten wir an der Universität Augsburg, wo die Schulgeographentage Bayern stattfanden. Wir betreuten den Esri Stand im Aussteller-Foyer und brachten interessierten Lehrkräften das kostenfreie ArcGIS Online näher. Wir präsentierten Unterrichtsbeispiele, beantworteten Fragen – und tranken uns durch die Teesorten des kostenlosen Buffets.
5. Vierte Woche: Videos / MOOC / ArcGIS StoryMaps
Key Take-aways:
- Schaut auf der Esri Webseite, welche MOOCs demnächst angeboten werden.
- StoryMaps sind eine schöne Alternative zu Powerpoint-Präsentationen.
Meine vierte Praktikumswoche war eine Bürowoche. Ich produzierte Erklärvideos zu verschiedenen Funktionen in ArcGIS Online – inklusive Schnitt, Text und Vertonung.
Außerdem startete ich mit einem Online-Kurs von Esri Inc., also Esri USA. In regelmäßigen Abständen bietet Esri Inc. solche Kurse an, mit denen man sich fortbilden, neue Dinge lernen oder sich in ein unbekanntes Themenfeld einarbeiten kann. Sie nennen diese Kurse „MOOCs“, was für Massive Open Online Course steht. MOOCs sind zeitlich sehr aufwändig, aber auch sehr gut gestaltet – mit mehreren Lektionen, Erklärvideos, Schritt-für-Schritt-Anleitungen und sehr detailliert vorbereiteten Übungs-Datensätzen.
Hier geht’s zum kostenlosen MOOC-Programm von Esri.
Mein MOOC behandelte „Spatial Data Science: The New Frontier in Analytics“. Ich habe zum Beispiel die Programmiersprache Python kennengelernt oder wie man in ArcGIS Pro Modelle für räumliche Vorhersagen (z.B. Wahlergebnisse einer Gemeinde) trainieren, überprüfen und verwenden kann. Alles ist natürlich nur ganz grundlegend und mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung versehen: „Klicke hier, schreib xy in dieses Feld, klicke dort, dort und dort und tadaaaa, auf der Karte siehst du folgendes Ergebnis.“
In dieser Woche war ich außerdem auf einer halbtägigen Schulung. Ich habe etwa einem Dutzend Lehrkräfte einer Berufsschule für Geomatik gezeigt, wie man eine sogenannte „StoryMap“ erstellt.
StoryMaps sind webbasierte Präsentationen, die von Esri gehostet werden. Sie erfüllen quasi den gleichen Zweck wie Powerpoint-Präsentationen. Sie können aber andere Dinge wie zum Beispiel interaktive Karten einbinden, in denen man zoomen oder Feature-Informationen abfragen kann.
Ich habe meine letzten Praktikumswochen viel mit dem Thema StoryMaps verbracht. Ich habe Anleitungs-Videos gedreht, wie man StoryMaps erstellt und habe eine eigene StoryMap zu Demonstrationszwecken gestaltet.
6. Finale: Praktikumsende / zwei Wochen als Werkstudentin
Die letzten zwei Wochen meines Praktikums verbrachte ich im Homeoffice, Covid-19 sei Dank! Die ganze Organisation und die digitale Kommunikation mit den anderen aus dem Schulteam funktionierten problemlos. Esri ist in dieser Hinsicht sowieso schon gut aufgestellt, da das Unternehmen Standorte in verschiedenen deutschen und Schweizer Städten hat und die Mitarbeiter*innen grenzüberquerend zusammenarbeiten.
Das Schulteam ist beispielsweise über Berlin, Zürich und Kranzberg bei München verstreut und kommuniziert über Skype for Business und E-Mail. In etwa halbjährlich treffen sich die Teammitglieder „live“, sonst wird telefoniert oder geskypt. Es war so gesehen daher keine allzu große Umstellung, von zu Hause aus zu arbeiten.
Nach meinem Praktikumsende stellte mich Esri noch für zwei Wochen als Werkstudentin an, nach wie vor im Homeoffice und für je 20 Stunden pro Woche. Ich drehte und bearbeitete hauptsächlich Video-Tutorials zu StoryMapy und AGOL, die auf YouTube veröffentlicht wurden.
Sie sind außerdem auch auf „GIS IQ“ zu finden, dem Blog des Esri-Teams für Bildung und Wissenschaft. Und zwar hier: