Auf GIS IQ erhalten auch Berichte von Studierenden, Absolventen und Praktikanten Platz. Claudia Malzer setzt die Reihe fort und berichtet von den Arbeiten während ihres Praktikums bei Esri Deutschland. Von August bis Oktober hat sie sich mit der Integration des Geotrigger Service in eine mobile Kartenanwendung für den Campus der Uni Göttingen beschäftigt.
Göttingen ist ohne Zweifel eine echte Universitätsstadt. Das Stadtbild wird deutlich von der Georg-August-Universität geprägt, deren zahllose Institute, Seminargebäude und Verwaltungseinrichtungen sich über die ganze Stadt verteilen. Täglich pendeln tausende Studenten und Mitarbeiter zwischen diesen Gebäuden hin und her. Gerade für Erstsemester und Gäste ist es da gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten. Schnell stellen sich Fragen wie: „Wo ist denn eigentlich der Hörsaal MN08?“ „Gibt es zur Bibliothek auch einen rollstuhlgerechten Zugang?“ Und natürlich: „Ich habe Hunger – gibt es in der Nähe irgendwo eine Mensa?!“
Aus diesem Grund wurde in der Abteilung Kartographie, GIS und Fernerkundung des Geographischen Instituts die Arbeitsgruppe Campus-GIS ins Leben gerufen, die ein Gebäude- und Raumauskunftssystem (GRAS-Geo) für die Universität entwickelt. Im Frühjahr 2014 veröffentlichte sie den Prototyp eines browserbasierten Online-Lageplans, der mit ArcGIS API for JavaScript erstellt wurde. Mit dieser Anwendung können Nutzer nach Räumen suchen, Gebäude auswählen, Raumpläne ansehen und Informationen zur Barrierefreiheit des Campus erhalten.
Als weiterer Schritt wurde mit ArcGIS Runtime SDK for Android die native Android-App GrasApp programmiert, um den Lageplan auch auf mobile Geräte wie Smartphones und Tablets zu bringen. GrasApp bietet zudem etliche zusätzliche Funktionen: Neben der prototypischen Implementierung eines Routingsystems ist nun auch die Funktionalität Esri Geotrigger Service in die App integriert.
Raumauswahl in einem Hörsaalgebäude. Unter „Mehr“ finden sich Links zu Belegungsplan und Ausstattung des Raums. Der Kompass lässt sich nach Belieben ein- und ausschalten |
Der Geotrigger-Dienst kann von Apps genutzt werden, um ortsabhängige Nachrichten an das Mobilgerät zu senden. Voraussetzungen für die Funktionalität des Dienstes auf dem Gerät sind eine Internetverbindung und aktive Google-Standortdienste.
Technisch lässt sich die Funktionalität des Geotriggers folgendermaßen beschreiben:
Der Entwickler legt bei der Implementierung einen sogenannten Geofence als Trigger an – zum Beispiel in Form eines Radius von 150 Metern um einen bestimmten Ort wie etwa einem Mensagebäude. Für diesen Trigger vergibt er ein Tag, z. B. die Bezeichnung mensa_trigger. Anschließend legt er fest, ob der Trigger beim Betreten oder Verlassen des Bereichs ausgelöst werden soll.
Das Anlegen der Trigger ist entweder direkt im Code möglich oder über eine grafische Benutzeroberfläche – dem sogenannten Geotrigger Editor, der über den ArcGIS Developer Account zugänglich ist. In diesen Editor lassen sich auch Orte aus einem Feature-Service importieren und als Trigger nutzen.
Anlegen von Triggern/Geofences über den Geotrigger Editor |
Die App wird über Authentifizierungsschlüssel im Programmcode mit dem Developer Account und somit den Triggern verknüpft. Zusätzlich wird sie für den Google Cloud Messaging Server registriert, der das Versenden von Benachrichtigungen (Push Notifications) ermöglicht.
Anschließend kann das mobile Gerät, auf dem die App installiert ist, mit den festgelegten Trigger-Tags registriert werden. Stimmt das registrierte Tag des Geräts mit dem Tag eines Triggers überein, wird eine Aktion ausgelöst:
Entweder das Versenden der Benachrichtigung oder eine andere, durch den Entwickler festgelegte Aktion.
In der Göttinger GrasApp gibt es die Wahl zwischen zwei Geotrigger-Varianten, die das Android-Gerät jeweils mit anderen Tags registrieren.
Die Implementation des Geotriggers in GrasApp |
Mit dem Mensa-Trigger werden nur die Trigger um die Göttinger Mensen ausgelöst. Bei Betreten des Bereichs eines Mensa-Triggers erscheint eine Benachrichtigung, über die der aktuelle Speiseplan im Browser geöffnet werden kann.
Der Mensa-Trigger eignet sich damit zum einen natürlich für neue Studenten, die noch gar nicht genau wissen, wo sich die Mensen befinden. Ebenso kann er von allen anderen eingesetzt werden, die gerne schon einen Blick auf die Speisekarte werfen wollen, bevor sie die Mensa betreten.
Auf den Speiseplan verlinkte Push Notification über eine nahegelegene Mensa |
Wechselt ein Nutzer dagegen zum Uni-Trigger, können Trigger ausgelöst werden, die um Universitätsgebäude in Göttingen angelegt wurden. Betritt der Nutzer zum Beispiel das Zentrale Hörsaalgebäude, erhält er eine Benachrichtigung darüber. Drückt er auf diese Notifikation, wird der Lageplan der App aufgerufen und ein Info-Fenster geöffnet, das historische oder allgemeine Informationen über das Gebäude enthält.
Informationstext zu einem Gebäude nach ausgelöstem Trigger. |
Der Uni-Trigger eignet sich damit ebenfalls für neue Studenten und für Menschen, die an geschichtlichen Informationen über die traditionsreiche Universität interessiert sind. Bei einem Spaziergang durch Göttingen können sie eine Uni-Führung erhalten, die sich nach ihrem jeweiligen Aufenthaltsort richtet.
Im weiteren Verlauf der Entwicklung soll die App noch um weitere Trigger-Varianten, beispielsweise einem Trigger für universitäre Veranstaltungen, ergänzt werden. Generell ist in absehbarer Zukunft eine stark ansteigende Anzahl an Applikationen mit Geotrigger-Funktionalität zu erwarten. Die Android-App GrasApp zeigt dabei erste mögliche Einsatzgebiete für den Campus. Auch wenn sich der Geotrigger Service in der bisher unveröffentlichten App erst noch in der Praxis des studentischen Lebens bewähren muss, hat sich das große Potenzial dieser Funktion bereits gezeigt.
Entwickler aufgepasst: Wer den Esri Geotrigger Service spannend findet und mehr erfahren möchte, dem bieten wir am 25. November ein Webinar zum Thema „Ortsbezogene Benachrichtigungen“.