«Re-Start» heisst nicht «zurück auf Feld 1». Der Werdegang von Christian Sailer ist das beste Beispiel dafür. Welche Ziele der Higher Education Program Manager bei Esri hat und wieso er 2012 in Afrika war, erzählt er uns im Interview.
Christian Sailer ist zurück bei Esri – als Higher Education Program Manager mit Schwerpunkt auf Schweizer Universitäten und Hochschulen und mit abgeschlossener Dissertation am IKG der ETH Zürich zum Thema «Location-based mobile Learning» (LBLM). Im Moment absolviert er Praktika in Geografie-Didaktik und schliesst so seine Ausbildung zum Geografielehrer für die Maturitätsstufe ab.
Hallo Christian, willkommen zurück! Seit wann arbeitest Du eigentlich bei Esri?
Schon eine ganze Weile, allerdings meist in Teilzeit. Ich begann 2006 bei der Support-Hotline, wechselte nach Abschluss meines Studiums in den technischen Vertrieb und übernahm ab 2009 die Verantwortung für den Edu- und Umwelt Bereich als Sales Manager. Heute engagiere ich mich primär für die Nutzung von GIS-Technologien an Schweizer Schulen und Hochschulen.
Welches sind Deine Esri-Highlights?
Dazu gehören sicher die verschiedenen GIS Events an Schulen und die Sommerschools an Hochschulen. Und seit den Anfängen im Jahr 2009 leite ich das Esri-Sommercamp. Die Teilnehmenden beschäftigen sich mit GIS, Technik in einer heute unberührten und einzigartigen Natur. Sie lernen in einem Gruppenprojekt die GIS-Basics kennen – praktisch und handlungsorientiert. Anhand des MEVAP-Prinzips entwickeln sie wissenschaftliche interaktive Produkte und präsentieren diese am Schluss mit StoryMaps, wie zum Beispiel im Sommer 2020.
Ein Höhepunkt des Sommercamp-Engagements war die Präsentation am GISDay 2013 in Luzern gemeinsam mit dem Direktor des Schweizer Nationalparks. Mittlerweile ist das Camp Bestandteil der Schweizer GeOlympiade.
Ebenfalls sehr spannend sind die GEOSchool Days im Rahmen des GEOSUMMITS. Ich habe diesen Geo-Erlebnis-Anlass 2014 konzipiert. Schüler*innen lernen die Schweizer GIS-Branche kennen. Im Zentrum steht der Austausch zwischen Jugendlichen und Profis.
«MEVAP fördert viele verschiedene Kompetenzen. Es ist ein mögliches Beispiel für postdigitalen Unterricht.»
Christian Sailer, Higher Education Program Manager Esri Schweiz AG
Der Anlass wächst stetig, 2018 besuchten uns knapp 500 Schüler*innen, 2019 erreichten wir damit Platz 3 am Building-Award im KKL Luzern, Dieses Jahr wurde er aufgrund von COVID-19 abgesagt und durch eine Geografie-Lehrpersonen-Konferenz ersetzt. Knapp 60 Lehrpersonen und Mitarbeitende von Pädagogischen und Technischen Hochschulen nahmen am interaktiven «Experiment» teil. Für kommenden Winter ist eine Wiederholung geplant.
Du hast an der ETH geforscht. In welchem Bereich?
Ich war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Geoinformations-Engineering in der Gruppe Mobility-Information Engineering mit dem Fachgebiet Location-based mobile Learning. In der Lehre war ich für webbasierte Themen – Webdienste, Geosensoren, Web APIs – zuständig.
Als Doktorand entwickelte ich OMLETH, eine kartenbasierte Lernplattform der ETH Zürich. Sie wurde mit dem Design-Based-Research-Ansatz implementiert – in Kooperation mit der Gruppe für Geschichte des Städtebaus.
Über 2000 Teilnehmende – vorwiegend Jugendliche – testeten OMLETH. Die Untersuchung der Resultate zeigten statistisch signifikant verbesserte Lernergebnisse gegenüber dem reinen Klassenzimmer-Unterricht. Und dies, obwohl beim Umgang mit dem WebApp der kognitive Schwerpunkt beim räumlichen Denken liegt.
Im Projekt wurden zudem neue Ansätze der visuellen Analytik und der Unterrichtsreflexion mit 2D-und 3D-Karten entwickelt und getestet, zum Beispiel die Fortbildung «Quo Vadis» für Lehrpersonen.
In meiner Forschungsarbeit zeigte ich die positiven Einflüsse auf das nachhaltige Lernen auf. Diverse Studien mit Jugendlichen der Sekundarstufe bekräftigen den pädagogischen Wert von LBML. Und vor allem soll sie Lehrpersonen zum Einsatz von LBML im Unterricht motivieren.
Was machst Du als Higher Education Program Manager?
Ich unterstütze Dozierende und Forschende an Hochschulen in der Schweiz und in Deutschland mit Tipps, ich helfe ihnen betreffend Wahl der Tools, Tutorials und Zugang zu den richtigen Webinformationen. «Digital First» und eine schnelle Reaktion auf die Nachfrage sind der Schlüssel zum Erfolg.
Was möchtest Du mit deiner Arbeit bei Esri erreichen?
Mein Fokus liegt auf zwei Bereichen. Ich möchte mein Engagement bei Pädagogischen Hochschulen forcieren. Die aktuellen globalen Herausforderungen zeigen, dass Raumkompetenz und räumliches Denken Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts sind. Geomedien und Geodidaktik sind in diesem Zusammenhang essenziell.
“Methoden, Tools und Fachapplikationen: Ich will das Bewussstein für GIS als Wissenschaft stärken.”
Christian Sailer, Higher Education Program Manager Esri Schweiz AG
Zudem will ich den Einsatz von GIS im Geografieunterricht fördern, zum Beispiel im Zusammenhang mit Recherche, Datenanalyse oder Präsentation von Daten und Karten. Das Lösen räumlicher Fragestellungen mithilfe von Geomedien soll wie Lesen, Schreiben und Rechnen mit den entsprechen digitalen Medien zu den Grundkompetenzen gehören. GIS-ferne Disziplinen wie Wirtschafts- oder Sprachwissenschaften profitieren in Zukunft davon.
Zum Schluss noch dies: Was machst Du in Deiner Freizeit?
Ich bin passionierte Radfahrer. Meist bin ich auf der Strasse mit dem Rennvelo oder im Gelände mit dem CX-Bike oder Mountain Bike anzutreffen. 2012 gönnte ich mir eine kurze Pause bei Esri und durchquerte Afrika von Kairo nach Kapstadt mit einem selbst konstruierten Gravel-Bike. Ich führte einen kartenbasierten Socialmedia-Blog und fasste meine Tour in einer Storymap zusammen:
Herzlichen Dank für das Interview. Wir wünschen Dir weiterhin einen guten Re-Start bei Esri.
Das Interview führte: Cello Rüegg