Nika Fischer (ZH), Noé Henseler (SO), Lina Rohrer (OW) und Julia Felber (AR) – so heißen die Wissensathleten, die im August 2024 die Schweiz bei der internationalen Geografieolympiade in Dublin vertreten werden. Schauen wir zurück auf die Vorbereitungen, die bereits 2023 im Geoolympiade-Sommercamp begonnen haben.
Auch 2023 fand in Zusammenarbeit des Geoolympiade Vereins, dem Schweizerischen Nationalpark und Esri Schweiz das „Esri GeOlympic Summer Camp“ in Zernez statt. 20 Schüler:innen hatten die einzigartige Chance, sich im Rahmen der Schweizer Vorauswahl für die internationale Olympiade iGeo 2024 in Dublin zu qualifizieren
Nach der Vorrunde, bei der rund 2.500 Schüler:innen an den kantonalen Schulen teilnahmen, ging es für die 20 ausgewählten Kandidat:innen ins Sommer Camp im Nationalpark in Zernez. Eine spannende Woche lag vor den Teilnehmenden!
Bei der Internationalen Geography Olympiad (iGEO) können Geografieschüler:innen ihre geografischen Kenntnisse und Fähigkeiten unter Beweis stellen und werden für ihre hervorragenden Leistungen ausgezeichnet.
Das Sommercamp 2023 stand zunächst unter einem schlechten Stern: Bereits am ersten Tag sorgten starke Regenfälle für Zugverspätungen. Glücklicherweise kamen jedoch alle GeOlympic-Athlet:innen in Zernez pünktlich an und konnten dort am Montag in Empfang genommen werden.
Das Programm des GeOlympic Sommercamps 2023 auf einen Blick
Nach der Ankunft ging es für die Schüler:innen direkt in das Auditorium des Schweizer Nationalparks, das als Arbeits- und Lernort zur Verfügung stand. Hier gab es einen kurzen Überblick über das Wochenprogramm und das Willkommen heissen durch das Camp-Team.
Das Sommercamp 2023 war nach dem MEVAP-Prinzip – Methode, Erfassen, Verarbeiten, Analysieren, Präsentieren – aufgebaut und bot den Schüler:innen die Möglichkeit, ein eigenes wissenschaftliches Projekt mit GIS-Tools praktisch durchzuführen.
Tag 1 – GIS im Nationalpark
Am ersten Tag konnten die Teilnehmenden das Olympische Dorf und den 1914 gegründeten Nationalpark kennenlernen. Samuel vom Schweizer Nationalpark gab Einblicke in die Geschichte des Nationalparks, aktuelle Forschungsprojekte sowie den Einsatz von GIS als Forschungsinstrument.
Danach gab es einige Informationen zum Wochenprojekt. Neben der Vorbereitung auf die iGEO 2024 konnten die Teilnehmenden eine Forschungsfrage anhand einer GIS-Analyse erarbeiten. Im „Hotel Bär und Post“ startete anschließend das Abendprogramm mit gemeinsamen Spielen.
Duo of the Week
Im Spiel „Duo of the Week“ konnten die Teilnehmenden während des Camps in Zweier-Gruppen bei verschiedenen Challenges Punkte sammeln, darunter:
- Bild des Tages
- Get-to-know-you Challenge
- Quizze zum Nationalpark und Irland, dem Austragungsland der iGEO 2024
Tag 2 – Gemeinsame Wanderung
Bei einer gemeinsamen Wanderung an Tag 2 wurden die Schüler:innen mithilfe einer Parkführerin auf die Feldarbeit im Nationalpark vorbereitet. Dort konnten sie mehr über Themen wie Geomorphologie, Ökologie, Wildtierbiologie erfahren und Inspiration für ihre eigenen Wochenprojekte sammeln.
Nach einer kurzen Einführung ging es für die Teilnehmenden mit Andrea vom Schweizerischen Nationalpark los mit der Wanderung. Rund 100 Jahre lang durften auf der Alp Stabelchod keine Tiere weiden. Dennoch ist die Alp nicht mit Bäumen zugewachsen, denn oft übernehmen Rehe nun diese Aufgabe.
Weiter ging es von der Alp Stabelchod entlang des Wanderwegs, der 2018 neu eingerichtet wurde, nachdem er durch einen Schuttstrom zerstört worden war. Anschließend entdeckten die Schüler:innen den Ort, an dem 1991 der Bartgeier erstmals wieder angesiedelt wurde. Mittlerweile zeichnet sich der Bartgeier durch eine der dichtesten Populationen in den Alpen aus.
Rund zweieinhalb Stunden nach Aufbruch erreichten die Teilnehmenden den höchsten Punkt der Wanderung. Am Aussichtspunkt Margunet ist die Schneegrenze schon fast zum Greifen nah. Durch die frostigen Temperaturen und Winde hielten die Schüler:innen ihre Mittagspause kurz – begleitet wurde die kurze Pause durch einige Gämse am nahegelegenen Hang. Ein weiteres Highlight der Wanderung war die Sichtung von zwei Murmeltieren.
Auf dem Rückweg gab es dann von Andrea noch einige spannende Informationen zu den verschiedenen Ornamenten (Hörner und Geweihe) von Hirschen, Rehen, Gämsen und Steinböcken. Während Geweihe aus Knochenmaterial bestehen und deshalb leichter sind, bestehen Hörner aus dem gleichen Material wie unsere Nägel.
Nach der Wanderung machten sich die Teilnehmenden daran, eine Forschungsfrage zu formulieren, die sie in den folgenden zwei Tagen anhand einer GIS-Analyse bearbeiten konnten.
Tag 3 – Eigenständige Feldarbeit
In sieben verschiedenen Gruppen ging es am dritten Tag an die Datenerfassung im Nationalpark. Eine Gruppe untersuchte, wie sich die Höhenlage auf die Anzahl bunter Blumen im Nationalpark auswirkt und stellte die Hypothese auf, dass in höheren Lagen weniger Blumen wachsen als in niedrigeren. Die Ergebnisse bestätigten die grobe Hypothese und zeigten, dass die Anzahl der bunten Blumen mit zunehmender Höhe abnimmt.
Welche Faktoren das Baumwachstum nach einem Schuttstrom beeinflussen – dieser Frage ging eine weitere Gruppe der Schüler:innen mit dem Fokus auf die Stärke des Schuttstroms und die Geomorphologie nach. Um für Girlandenrasen – ein besonderes Phänomen, das im Nationalpark auftritt – erstmalig eine Definition zu entwickeln, fokussierte sich eine dritte Gruppe auf die Merkmale Hangneigung und Hangrichtung.
Einen tieferen Einblick in die Diversität der rund 120.000 jährlichen Besucher:innen des Schweizerischen Nationalparks gewann Gruppe 4. Die Gruppenmitglieder untersuchten im Rahmen der Feldarbeit, ob eine Korrelation zwischen der Reisezeit und der Anzahl der Besuche pro Jahr besteht.
Die Tatsache, dass alle Bäume im Stabelchod-Gebiet gleich alt sind, inspirierte eine andere Gruppe zu einer weiteren Forschungsfrage. Sie wollten herausfinden, ob die längere Vegetationsperiode an den Südhängen einen Einfluss auf den Umfang der dort wachsenden Kiefern hat.
Für das Pflanzenwachstum im Nationalpark ist das Sonnenlicht ein relevanter Faktor. Die unterschiedlichen Ausrichtungen der Hänge führen zu einer unterschiedlichen Exposition gegenüber dem Sonnenlicht. Der Frage, ob das Sonnenlicht als begrenzender Faktor die Höhe das Grases an verschiedenen Orten beeinflusst, ging die sechste Gruppe nach.
Eine wichtige Funktion unserer Wälder besteht in der Speicherung von CO2. Dabei spielt die Dichte eines Waldes eine entscheidende Rolle. Gruppe 7 untersuchte im Rahmen der Feldarbeit, welche Faktoren die Dichte eines Waldes beeinflussen. Dafür sammelten sie an mehreren Standorten in unterschiedlichen Höhen- und Hanglagen Daten.
Tag 4 – Geocoaching in Aktion
Um die Athlet:innen optimal auf die Prüfung bei der Olympiade vorzubereiten, stand der Donnerstag ganz im Zeichen des Geocoachings. Welche Fragen werden typischerweise bei einer solchen Prüfung gestellt? Wie bewältigt man sie und welche Tipps & Tricks gibt es? Mit diesen und weiteren Fragen verbrachten die Teilnehmenden den Tag mit dem Camp-Team.
Eine besondere Aufgabe galt es dann noch am Abend zu lösen: die manuelle Kartierung von Zernez. Dabei wurde unter anderem die Anzahl der Stockwerke und die Art der Nutzung pro Haus kartiert. Als Vorbereitung zeichneten die Schüler:innen Zernez zunächst so, wie sie es aus den letzten Tagen erinnerten. Das Ergebnis? Viele einzigartige Karten!
Während einige Maps sehr spezifisch und technisch waren, ließen sich andere eher von ihren Interessen leiten. Den perfekten Abschluss fand der vorletzte Tag beim gemeinsamen Grillfest mit einem nervenaufreibenden Pub-Quiz, bevor es zurück ins Hotel ging.
Tag 5 – Presentation Day
Das krönende Finale des Esri GeOlympic Sommercamps folgte am Freitag. Die Athlet:innen präsentierten die Ergebnisse ihrer individuellen Projekte live und mit Zuschauenden online, und stellten sich fachlichen Fragen zu dem von ihnen gewählten Ansatz und den gewonnenen Ergebnissen. Nach dem letzten Mittagessen konnten die Athlet:innen noch die neue Ausstellung im Museum des Nationalpark-Besucherzentrums erkunden. Danach wurde es Zeit, sich zu verabschieden und das Sommercamp neigte sich dem Ende zu.
Ein großes Dankeschön gilt an dieser Stelle den Camp-Leiter:innen, dem Verein Geographie-Olympiade, den Unterstützer:innen aus dem Nationalpark sowie den Geo-Athlet:innen für ihren beeindruckenden Einsatz!
Schweizer Delegation an iGeo in Dublin 2024
Am 11. November fand an der Kantonsschule Heerbrugg dann endlich das Finale der Schweizer Geographie-Olympiade statt. 18 junge Erdkunde-Enthusiast:innen schrieben Prüfungen und setzten sich für die Feldarbeit der Witterung aus. Vier von ihnen reisen nächstes Jahr nach Irland an die Internationale Geographie-Olympiade (iGeo): Wir gratulieren nachträglich Julia, Nika, Noé und Lina ganz herzlich!
Wir wünschen den Finalisten:innen, welche die Schweiz im August 2024 in Dublin vertreten, nur das beste und wünschen ihnen viel Glück auf der grünen Insel.
Hier geht es übrigens zum Sommercamp Rückblick 2023 für Geografie-Lehramtsstudierende im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer
Hast du Fragen oder Rückmeldungen zum Sommercamp? – Dann schreib uns gerne eine Mail: education@esri.ch