Internationales Symposium zum Thema «Digital Earth» inklusive Youth Forum: Prof. Josef Strobl von der Uni Salzburg erklärt im Interview, um was es Anfang Juli 2021 geht – und wie ihr teilnehmen könnt.
Anfang Juli 2021 findet in Salzburg das 12. «International Symposium on Digital Earth (ISDE12)» statt – mit einem eigenen «Youth Forum». Hinter dem Anlass, der alle zwei Jahre durchgeführt wird, steht die «International Society for Digital Earth (ISDE)».
Wir haben Prof. Josef Strobl vom lokalen Organisationskomitee der Uni Salzburg ein paar Fragen gestellt – auch bezüglich der Altersgrenze. Seine Antwort? Verblüffend und einleuchtend.
Herr Prof. Strobl, worum geht es beim «ISDE 12» und beim «ISDE12 Youth Forum»?
Der Begriff «Digital Earth» sagt eigentlich alles: Wir bieten eine Plattform für alle, die digitale und Online-Technologien («Digital») mit Bezug zu unseren Lebenswelten für eine bessere Organisation von Umwelt und Gesellschaft («Earth») einsetzen. Al Gore skizzierte 1998 die Vision «The Digital Earth: Understanding our planet in the 21st Century» Technisch ist diese Vision schon längst umgesetzt. Wir arbeiten mit digitalen Modellen der Realität – zum Beispiel bei Navigation, Orientierung und Wetterinformation. Allerdings nutzen wir ihre Möglichkeiten noch viel zu wenig, um die Gesellschaft nachhaltig in eine stabile Weiterentwicklung zu steuern. Es fehlt also an der praktischen Umsetzung im Alltag.
Ob Klimawandel, zunehmende Ungleichheiten und schwindende Ressourcen: Die grossen Themen haben immer einen Bezug zum Raum. Wir können sie nur dann erfolgreich angehen, wenn wir sie regional differenziert betrachten und explizit räumlich denken.
Hier kommt den jungen Leuten eine zentrale Rolle zu. Ihnen gehört die Zukunft – und dementsprechend sind sie besonders stark konfrontiert mit den Herausforderungen von morgen. Sie müssen die Führung übernehmen. Deshalb wurde das Youth Forum initiiert.
Was ist das Ziel des Youth Forums?
Ganz klar die Vernetzung. Klima, Umwelt, Nachhaltigkeit, Demokratie, Gerechtigkeit und offene Gesellschaft sind zentrale Themen unterschiedlicher Bewegungen. Die «Fridays for Future»-Demonstrationen zeigen: Hier sind enorm engagierte Gruppen und Gemeinschaften entstanden. Ebenfalls deutlich wird, dass die Themen wirklich komplex sind. Sie sind miteinander verknüpft, eine isolierte Betrachtung ist nicht zielführend.
«Vernetzung ist das Ziel des ISDE12 Youth Forums.»
Prof. Josef Strobl, Uni Salzburg
Alle Beteiligten benötigen deshalb das big picture, den Überblick über die Welt. Der gute alte Globus reicht da nicht mehr aus. Es braucht die Digital Earth als Plattform für Wissen, für Austausch, als Verbindung zwischen lokalen und globalen Themen. Sie ist auch wichtig zur Verortung der eigenen Position – in mehrfacher Hinsicht.
Oder anders gesagt: Engagement braucht gegenseitige Bestätigung. Die Stärke der eigenen Vision entsteht durch Vernetzung mit anderen.
«ISDE12 Youth Forum»: zum Programm
Wer sollte auf jeden Fall mitmachen?
Alle, die Visionen haben: Initiativen und Gruppen mit Fokus auf lokale, regionale oder globale Aspekte und Themen sowie digitale Methoden.
Beispiele sind:
- Fernerkundung als Blick über den Horizont
- Kommunikation auf Basis von Online-Infrastrukturen mit geographisch-kartographischen Informationen
- vor-Ort-Partizipation mit mobilen Applikationen
- laufende Umweltbeobachtung über Messnetze
Digital Earth bietet enormes Potenzial für solide Information für alle – und damit für die Demokratisierung von Entscheidungsprozessen. Das ist – ehrlich gesagt – In Zeiten von alternative facts wichtiger denn je.
Wie können sich Jugendliche aktiv einbringen?
Es gibt zwei Möglichkeiten. Im Frühjahr bzw. in der Zeit bis zum Forum kann man sich jederzeit online mit uns in Verbindung setzen sowie Wünsche formulieren und Ideen einbringen. Wer sich anmeldet, bleibt dank den Updates informiert.
ISDE12 Youth Forum: jetzt Ideen einbringen und für Update anmelden
Für viele Interessierte ist der Weg das Ziel. Momentan laufen im Hintergrund Prozesse der Ideenfindung und der Motivation – und von Initiativen in lokalen sowie thematischen Communities. Die Resultate werden im Juli 2021 in das Forum eingebracht. Sicher zur Sprache kommen räumlich-zeitliche digitale Themen.
«Bereits jetzt entstehen viele gute Ideen, die im Juli in das Forum eingebracht werden.»
Prof. Josef Strobl, Uni Salzburg
Im Februar treffen sich zum Beispiel Schüler*innen von Abschlussjahrgängen mehrerer Gymnasien im Rahmen einer Studienstiftung zur Diskussion der digitalen Transformation der Gesellschaft. Ich bin gespannt, welche Ideen sie ans Forum mitbringen!
Sehr interessant ist auch die ISDE12 Video Competition mit Anmeldeschluss am 18. April 2021. Die Gewinner*innen werden an das Forum eingeladen und können dort ihre Videos präsentieren.
Im Sommer dann geht es primär um die Teilnahme als solche. Wer am Forum dabei ist, kann Ideen für den eigenen Bereich mitnehmen und gemeinsam mit anderen Teilnehmenden neue Initiativen schaffen. Und ja, eine gewisse Dringlichkeit ist gegeben. Denn wir haben nur diesen einen Planeten!
Gibt es eine Altersgrenze?
Nun ja, das Forum ist für Menschen gedacht, die mehr Zukunft als Vergangenheit haben. Und wir freuen uns auf alle, die Ideen miteinander für alle und nicht nur für sich alleine entwickeln wollen.
Schlussfrage: Wieso braucht es die Digital Earth?
Digitale Modelle der Realität sind enorm wichtig. Vieles können wir nicht einfach «am lebenden Planeten» ausprobieren. Es ist schlicht zu gefährlich, zu teuer, unethisch, es dauern zu lange, oder es ist irreversibel. Die Digital Earth hilft uns, Szenarien für die Zukunft zu entwickeln und Entscheidungen zu unterstützen, die uns in Richtung der UNO-Ziele für Nachhaltige Entwicklung führen.
Vielen Dank für das Interview. Wir freuen uns auf das ISDE12 Youth Forum – und sind gespannt auf die Resultate.
Hinweis: Wer Fragen zum ISDE12 Youth Forum hat, meldet sich am besten per E-Mail direkt bei den Organisatoren: info_ISDE12@sbg.ac.at
Selbstverständlich helfen auch wir euch weiter: education@esri.de
Tipp: Kennt ihr das iDEAS:lab? Schaut mal rein, es gibt viele spannende Themen in diesem interaktiven Labor für forschendes Lernen.
Zur Person
Prof. Josef Strobl ist Geograf und Geoinformatiker. Er leitet den interfakultären Fachbereich Geoinformatik – Z_GIS der Uni Salzburg und ist Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Das Interview führte Cello Rüegg.