Bei unseren Besuchen und Veranstaltungen an Hochschulen und Universitäten machen wir sehr unterschiedliche Erfahrungen zu der momentanen Kenntnis und Nutzung von Technologie insgesamt – und GIS-Technologie im Speziellen. Insbesondere die Nutzung von Web-Technologien und mobilem Internet via Smartphones und Tablets ist je nach Ort und Publikum sehr unterschiedlich ausgeprägt. Viele Hände bleiben immer noch unten, wenn wir in die Runde fragen, wer schon ein Smartphone nutzt. Klar ist, dass sich das in den nächsten Jahren ändert, spätestens wenn es um eine Vertragsverlängerung des Mobilfunk-Providers geht und ein neues, subventioniertes Gerät lockt.
Die digitale Kluft
Eine digitale Kluft – sei es die erste oder die zweite – verläuft mit Sicherheit auch in unseren Bildungseinrichtungen; dabei ist es zu vernachlässigen, ob wir über Schulen oder Hochschulen und Universitäten reden. Unsere Erfahrungen vor Ort zeigen leider immer wieder deutlich die teilweise gravierenden Unterschiede im Ausstattungsgrad beispielsweise unterschiedlicher Universitäten. Ein Label „Exzellenz-Uni“ macht hier auch keinen Unterschied. Die Rechnerausstattung des CIP-Pools kann trotzdem seine besten Jahre hinter sich haben. Trotzdem kann man natürlich davon ausgehen, dass ein Studierender in Deutschland zumindest über seine Uni oder Hochschule einen Zugang zu Computer, Anwendungen und einem Breitband-Netz verfügt. Eine erste digitale Kluft – Zugang zu Technologie – ist damit zumindest mal zugeschüttet. Bleibt die zweite Hürde: Wie sieht es mit den Kompetenzen und Fertigkeiten aus, mit der Technologie umzugehen?
(N)Onliners verbinden
Wir sehen derzeit – besonders in der Lehre – ein deutliches Gefälle: während viele Studierende – und natürlich auch Dozenten oder Lehrkräfte – bereits jetzt im privaten Bereich selbstverständlich Cloud-basierte Dienste nutzen, um etwa E-Mails zu versenden, zu chatten oder Fotos auszutauschen, sind diese Konzepte in der (GIS-)Lehre noch nicht wirklich angekommen. Seit der Einführung von ArcGIS Online mit der einfachen Bereitstellung und Nutzung von gehosteten Diensten erweitern und verschieben sich die Möglichkeiten, wie GIS-Anwender mit digitalen Geodaten umgehen. Es wird natürlich auch in Zukunft die Notwendigkeit geben, lokale Daten vorzuhalten und mit diesen offline zu arbeiten. Jedoch sind sich viele Studierende – und auch Dozenten – momentan nicht der Möglichkeiten bewusst, wie einfach und schnell es beispielsweise geht, mal eben einen Feature Service zu generieren und hosten zu lassen. Das bedeutet: Datenerfassung und -austausch via Browser, Tablet oder Smartphone über ein einfaches Interface mit einer verlässlichen und ständig verfügbaren Datenhaltung, ohne sich über Hardware oder Server-Software Gedanken zu machen.
ArcGIS als System verbindet Anwender über verschiedene Plattformen hinweg |
Digital Literacy meets Geographic Literacy
Parallelen zwischen der Digital Literacy und Geographic Literacy sind nicht zufällig. Sowohl beim Umgang mit Technologie als auch bei der Anwendung von geographischen Fragestellungen braucht es Fertigkeiten, um beispielsweise mit der passenden Methode und den geeigneten Werkzeugen aus Daten Informationen entstehen zu lassen. Der nächste Schritt verlangt dann Kompetenzen, um die gewonnenen Informationen interpretieren, bewerten und präsentieren zu können. Einen ersten Schritt zur Förderung von Geographic Literacy – unkonventionell und analog – hat Südafrika bereits vor einigen Jahren unternommen.
Es braucht eine zeitgemäße Lehre, die moderne Konzepte – zu Technologie im Allgemeinen, aber auch zu GIS – aufgreift und an der passenden Stelle einsetzt. Vielleicht wird es in zwei Jahren schon ganz anders aussehen: Schüler und Studierende, die ihr privates Gerät nahtlos in den Unterricht oder das Seminar integrieren können, und damit sowohl Zugriff auf die fachlichen Inhalte haben, aber auch das Gerät selbst als Werkzeug nutzen können, um Daten und Informationen auszutauschen, sei es um ein Feature zu erfassen oder via Chat die Frage eines Kommilitonen zu beantworten.
Die digitale Kluft in der Ausbildung muss überwunden werden. Es reicht nicht aus, darauf zu achten, dass sie sich lediglich nicht vergrößert. Dafür stehen zu viele Dinge auf dem Spiel. Hier sind wir – das Team für Bildung, Wissenschaft und Forschung bei Esri – als Mittler zwischen Technologielieferant und der Ausbildung gefordert, mit geeigneten Methoden und Veranstaltungen die Möglichkeiten aufzuzeigen und zu erläutern. Auf der Seite der Ausbildung sind jedoch sowohl Dozenten als auch Studierende gefordert, sich mit neuen Konzepten und Technologien vertraut zu machen, um gemeinsam eine Brücke zu schlagen und für die Zukunft vorbereitet zu sein.
– Daniel Schober, Manager Team Education